Stolpersteinverlegung in Saarlouis-Beaumarais
Stolpersteinverlegung in Beaumarais
Als der Kölner Künstler Günter Demnig 1996 in Köln sein Projekt der Stolpersteinverlegung aus der Taufe hob, hätte er sich wohl nicht träumen lassen, wie wichtig und notwendig das Thema Erinnerungskultur noch einmal werden würde. Seit 2011 werden in Saarlouis Steine verlegt, die sich in ein mittlerweile europa- und weltweites Netz an verlegten Stolpersteinen reihen. Am 27. November kommen 18 neue Stolpersteine dazu.
Der Arbeitskreis „Stolpersteine für Saarlouis“ hat dazu in den vergangenen Wochen als Findungskommission gewirkt und in gründlicher Recherchearbeit die Biografien der Opfer erarbeitet. Alle achtzehn Opfer haben zuletzt in Saarlouis Beaumarais gelebt.
Den Auftakt machen 4 Stolpersteine, die für die jüdische Familie Bernard ab 15 Uhr in der Hauptstraße 70 in Beaumarais verlegt werden. Moritz Bernard war Metzger in zweiter Generation und errichte 1920 jenes Haus in der Hauptstraße 70, das als Metzgerei und Wohnhaus diente. Hier lebte er mit seiner Frau Irma bis zu ihrer Deportation 1944. Ihre Söhne David René und Alfred Salomon flohen in die Geburtsstadt ihrer Mutter, Haute-Yutz in Lothringen, wo sie ebenfalls eine Metzgerei betrieben, bevor sie 1949 nach Beaumarais zurückkehrten.
In der Hauptstraße 172 werden anschließend sechs Steine für die Familien Hanau, Reinische und Joseph verlegt. Bernhard Hanau betrieb mit seiner Frau Rosa einen Viehhandel. Sie überlebten Krieg und Verfolgung in der Nähe von Straßburg und kehrten 1949 zurück. Die Zwillingstöchter Sara und Klara lebten mit ihren Männern Joseph Reinische und Julius Joseph, beide Handelsmänner, im selben Haus. Sara und Joseph wurden 1943 in Ausschwitz ermordet, von Klara und Julius verlor sich jede Spur auf ihrer Flucht nach Frankreich.
An ihrer letzten Wohnstätte in der Hauptstraße 230 werden schließlich acht Steine für die Familie Hanau verlegt. Hier lebte der Viehhändler Leo Hanau mit seiner Frau Gerda und den Kindern Felizias und Artur, bevor er nach der Saarabstimmung mit seiner Familie nach Lothringen floh, wo Leo verstarb. Sein Halbbruder Moritz mit Frau Anna und ihrer Tochter Lieselotte flohen nach der Saarabstimmung nach Bouzonville, wohin ihnen Irma Hanau, Moritz´ Schwester, nachfolgte.
Frau Helga Koster wird die Verlegungen mit Ihrem Vortrag von Gedichten und Texten bereichern. Wie immer sind alle Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen, an den Stolpersteinverlegungen teilzunehmen. Selbstverständlich ist es auch möglich, nur an einzelnen Orten dazuzustoßen.