Historische Stätte
Evangelische Kirche Desloch
Desloch gehörte von Anfang an zur Pfarrei Meisenheim. Als Graf Georg I.von Veldenz 1315 den Johannitern Kirche und Pfarrei Meisenheim übertrug, gab es vermutlich bereits eine Kapelle in Desloch.
Beschreibung
Desloch gehörte von Anfang an zur Pfarrei Meisenheim. Als Graf Georg I.von Veldenz 1315 den Johannitern Kirche und Pfarrei Meisenheim übertrug, gab es vermutlich bereits eine Kapelle in Desloch. Das Untergeschoß des Turmes ist wohl noch mittelalterlich.
Vor den Johannitern dürften schon Mönche vom Disibodenberg Gottesdienste in der Gemeinde gehalten haben. Nach Einführung der Reformation in Meisenheim ab 1526 und Aufhebung der Johanniter-Kommende ging die Kirchenhoheit an den Herzog von Pfalz-Zweibrücken über. Dabei lag die Landeshoheit bei den Wild-und Rheingrafen. Im Laufe eines Austauschs von Rechten, der derartige Kompetenzüberschneidungen, die der aufkommenden Vorstellung vom möglichst geschlossenen Terrritorialstaat widersprachen, beseitigen sollte, kam Desloch 1595 zu Pfalz-Zweibrücken. Dies war umso notwendiger, als der kirchenpolitisch zuständige Herzog von Pfalz-Zweibrücken ab 1588 den Calvanismus in sein Land einführte, während der Wild-und Rheingraf, der wie alle Landesherren nach dem Augsburger Frieden von 1555 die Konfession seiner Untertanen bestimmen durfte, lutherisch blieb.
Paradoxerweise wurde nun die alte, kirchliche Verbindung zu Meisenheim gelöst und Desloch nach Hundsbach eingepfarrt, obwohl es verwaltungsmäßig nun zum Ausamt Meisenheim gehörte. Schon vorher wurde - wie für alle Kirchen bzw. Kapellen der Pfarrei Meisenheim - die 1567 gegründete Kirchenschaffnei für die Baulast des Deslocher Gotteshauses zuständig.
Die ursprüngliche Kapelle hat in den Jahren 1663 und 1697 durch die Franzosen schwere Beschädigungen erfahren müssen. Nachdem Sie 1747 abgerissen worden war, wurde bis 1751 die Kirche in ihrer heutigen Form erbaut. In konfessioneller Hinsicht hatte sich in den Jahren davor einiges getan: 1720 gab es in Desloch eine klare reformierte Mehrheit (fast 56% gegenüber einem Drittel Lutheraner und knapp 11% Katholiken);
1757 dagegen stellten die Lutheraner die absolute Mehrheit der Bevölkerung (etwa 63% gegenüber gut 30% Reformierten und ungefähr 6,5% Katholiken)- eine im Ausamt Meisenheim einmalige Veränderung! Dies war keineswegs ohne Spannungen abgelaufen; es hatte vielmehr zum Teil sogar gewalttätige Auseinandersetzungen (hauptsächlich über schulische Fragen) zwischen Lutheranern und Reformierten gegeben.
Immerhin konnten die Lutheraner ein Simultaneum, eine Mitbenutzung der neuen, reformierten Kirche durchsetzen. Erst 1836 kam schließlich die Union der beiden evangelischen Konfessionen im gesamten, nun hessen-homburgischen Oberamt Meisenheim - und damit auch in Desloch - zustande. Von 1839 bis 1953 war die Gemeinde wieder nach Meisenheim eingepfarrt. 1953 wurde sie zwar selbstständig, aber von Meisenheim bzw. ab 1959 von Jeckenbach aus versehen. Seit 1972 gehört Desloch zur Kirchengemeinde Jeckenbach, die 1979 von der Kirchenschaffnei Meisenheim auch das Eigentum an der Deslocher Kirche übertragen bekam.
Bei der Kirche handelt es sich um einen schlichten, dreiachsigen barocken Saalbau, dem sich im Norden ein dreiseitiger Chor und im Süden der wuchtige, 1857 erhöhte Turm, dessen Untergeschoß - wie schon erwähnt - möglicherweise auf einen mittelalterlichen Wehrturm zurückgeht, anschließt. Im Turm hängen zwei Glocken, von denen eine zur Erbauungszeit der Kirche 1750 in Zweibrücken gegossen wurde (in der Vorgängerkirche hing eine Glocke vom Kloster Disibodenberg, die möglicherweise zum Guß der neuen Glocke verwandt wurde), während die andere erst 1922 in Bochum hergestellt wurde.
Leider ist den Renovierungen des Innenraums seit 1959 ein großer Teil der ursprünglichen Einrichtung (darunter die Kanzel aus dem 18.Jhd.) zum Opfer gefallen. Auch die imposante, aber unbrauchbar gewordene Orgel musste durch ein schlichtes Instrument der Fa. Oberlinger ersetzt werden. Die heutige Inneneinrichtung wirkt einfach und bescheiden.
Wie zum Ausgleich wurde die Kirche 1980/81 mit einem zeitgenössischen Kunstwerk ausgeschmückt: Der in England lebende italienische Künstler Wilmo Gibello vollendete in nur neun Monaten (unter Assistenz seines Schülers, des Spaniers F. Martinez) sowohl die drei einducksvollen Glasfenster des Chores, die vor die alten Rundbogenfenster gesetzt wurden, als auch die zehn goldgerahmten Bildtafeln, die im Innenraum aufgehängt sind,. In einer ausdrucksstarken Symbolsprache zeigen die Darstellungen zentrale Stellen aus der Heiligen Schrift. Der Künstler, der in Sibirien zerstörte Kirchen gesehen hatte, wollte mit seinem Werk zur Verherrlichung Gottes beitragen (das Gotteshaus auf dem Bild, das die Vollendung der Kirche im himmlischen Jerusalem nach der Offenbahrung des Johannes zeigt, ist eindeutig eine russisch-orthodoxe Kirche). Zwar scheint der Stil der einzelnen Bilder zwischen verschiedenen Richtungen zu wechseln, doch bleibt die künstlerische Einheit des Gesamtwerkes gewahrt.
Die Gastlichkeit dieses liebenswerten Gotteshauses kommt schon allein dadurch zum Ausdruck, dass regelmäßig ein Turmfalkenpaar in einer Fensternische des Turmes nistet. Unter dem Dach hat sich dagegen seit Jahren das Graue Langohr, eine vom Aussterben bedrohte Fledermausart, einquartiert.
Besinnlichkeit, Kunst und Natur - was kann man von einem Besuch mehr erwarten?