Über die unterhalb von Reichenstein gelegene Clemenskapelle gibt es zwei
Geschichten, von denen eine eng mit dem Reichensteiner Raubrittertum
zusammenhängt.
Danach sollen die Angehörigen der hingerichteten
Raubritter nach Rudolf von Habsburgs blutigem Gerichtstag die Kapelle
gebaut haben, um Buße zu tun und für die Erlösung der Seelen ihrer
Nächsten zu beten. Sie sollen auch einen Einsiedler bestellt haben, der
in der Clemenskapelle Messen für die Hingerichteten zu lesen hatte.
Die
andere Geschichte besagt, daß ein niederländischer Holzflößer unterhalb
von Bingen in einen fürchterlichen Gewittersturm geriet, der sein
ganzes Floß gegen die tückischen Klippen im Rhein zu schmettern und zu
vernichten drohte. Da sein ganzes Vermögen im Holz des Flosses bestand,
flehte er zu Gott und gelobte, eine Kirche an der Stelle bauen zu
wollen, an der er sein Holz nach dem Sturm wiederfände. Als das Unwetter
vorüber war, fand er sein Hab und Gut tatsächlich unbeschädigt auf
einer flachen Sandbank unterhalb von Burg Reichenstein wieder. Er konnte
seine Reise fortsetzen und als er im folgenden Jahr wieder an den Rhein
kam, baute er am Ufer gegenüber der rettenden Sandbank eine Kapelle:
die Clemenskapelle.