Historische Stätte
Evangelische Kirche Abtweiler
Der Name des 1129 erstmals erwähnten Abtweiler leitete sich nicht von "Abt" her,wie die langjährige Zugehörigkeit zur Großpfarrei St. Nikolaus auf dem Disibodenberg nahelegen würde, sondern von "Apfel", wie etwa ein Gerichtssiegel des Jahres 1711 zeigt.
Beschreibung
Der Name des 1129 erstmals erwähnten Abtweiler leitete sich nicht von "Abt" her,wie die langjährige Zugehörigkeit zur Großpfarrei St. Nikolaus auf dem Disibodenberg nahelegen würde, sondern von "Apfel", wie etwa ein Gerichtssiegel des Jahres 1711 zeigt.
Die Gemeinde dürfte im Zuge des Landausbaus von Staudernheim aus entstanden sein, was nicht nur aus der geographischen Lage, den gemeinsamen Rechten der Wild- und Rheingrafen und der Zugehörigkeit zur gleichen Pfarrei auch aus dem gemeinsamen Waldbesitz Staudernheims, Abtweilers und den späteren Hühnerhofs hervorgeht.
Aus den Erträgen dieses Waldes wurde 1342 auch der Bau der ersten Kapelle finanziert. Bei der heutigen Kirche handelt es sich jedoch um ein Werk der Spätgotik, das in der ersten Hälfte des 15 Jh. möglicherweise von Heinrich Murer von Beckelnheym entworfen wurde, der auch beim Kirchenbau in Sobernheim wirkte. Vor allem Bettelmönche waren damals hier tätig. Nach der Aufhebung des Klosters auf dem Disibodenberg im Verlauf der Reformation 1560 ging die Kirchenhoheit an den früheren Klostervogt, den Herzog von Pfalz-Zweibrücken, über.
Wie Staudernheim war Abtweiler zur pfalz-zweibrückischen Pfarrei Odernheim geschlagen worden. Lehensherren blieben jedoch die Wild-und Rheingrafen. Im Jahre 1595 wurden diese Kompetenzüberschneidungen durch einen Austausch von Rechten beseitigt. Dabei trat der Pfalzgraf die Staudernheimer Kirche, die nun selbstständig wurde, samt der Filiale Abtweiler ab. Die 1588 für das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken verordnete reformierte Konfession dürfte also in Abtweiler - wenn sie dort überhaupt eingeführt worden ist - kaum Fuß gefasst haben; der Ort konnte lutherisch bleiben.
Die Wild-und Rheingrafen übten die Herrschaft in Abtweiler nicht selber aus, sondern gaben den Ort als Lehen an ritterschaftliche Familien weiter.
Ab 1604 gehörte das Dorf den Freiherren von und zu Steinkallenfels. Im 18.Jh. diente die Kirche der Familie als Grablege. Die kirchliche Zugehörigkeit der Gemeinde wechselte, erst 1704 erhielt sie eine eigene Pfarrei. Seit 1815 gehört sie jedoch wieder zu Staudernheim, wodurch - im Gegensatz zu den anderen am linken Glanufer liegenden Gemeinden der heutigen Verbandsgemeinde - bereits 1818 mit der Meddersheimer Union die Vereinigung der beiden evangelischen Konfessionen in Abtweiler durchgeführt werden konnte.
Das Gotteshaus besteht aus dem Kirchenschiff, dem Chor im Westen und der Sakristei im Norden. Auf dem Satteldach sitzt ein Dachreiter mit spitzer Pyramide. Abgesehen von der Südseite wird die Kirche von allen Seiten von Strebepfeilern gestützt. Sowohl das Spitzbogen-Portal als auch das sich darüber befindende zweiteilige Fenster unter dem Steinkreuz des Giebels beeindrucken. Das Kirchenschiff besteht aus einem einfachen Saal mit drei Kreuzgewölben, während der aus einem Achteck entwickelte fünfseitige Chor ein Sterngewölbe hat. Die Schluss-Steine zeigen das Haupt Christi und eine Schwurhand; die östlichen Kreuzungspunkte sind mit Masken ausgefüllt, von denen die südöstlichste den Baumeister darstellen können. In der Südwestecke des Kircheninnern springt ein runder Treppenturm ein.
Zu erwähnen sind zwei Wandbilder aus dem 15 Jh., von denen das eine an der Nordseite die Anbetung des Heiland durch die heiligen drei Könige, das andere im Altarraum die heilige Familie zeigt. Während die erneuerte Kanzel aus rotem Sandstein mit Baldachin vermutlich aus dem Jahre 1706 stammt, ist das Gestühl erst 1925 von der Schreinerei Kehl aus Staudernheim gefertigt worden. Bemerkenswert ist dabei die Anordnung: Im Altarraum sind die Bänke längsseitig angebracht, im hinteren Teil der Kirche dagegen quergestellt (jeweils durch einen Mittelgang unterbrochen). Die Orgel auf der Empore an der Westseite wurde 1857 von den berühmten Gebrüdern Stumm in Rhaunen-Sulzbach gebaut.
Nach einer etwas unglücklichen Renovierung handelt es sich zwar nicht mehr optisch, aber immer noch akustisch um eine echte Stumm-Orgel.
Von den Glocken stammt die älteste noch aus dem Jahr 1700 (zwei weitere wurden im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen). Ab 1940 konnte sie nicht mehr benutzt werden, bis die Kirchengemeinde sie 1993 unter großem Aufwand und Engagement wieder reparieren ließ.
Die beiden anderen, 1924 in Bochum gegossenen Glocken waren ein Geschenk des aus Abtweiler gebürtigen, aber nach Amerika ausgewanderten Jakob Baumann, der 1960 auch den roten Sandstein-Altar stiftete. Große Bedeutung kommt noch den Grabmälern von sechs Angehörigen der Familie der Freiherren von und zu Steinkallenfels im Chorraum zu.
Es handelt sich um einfache Schriftplatten, die mit Ahnenwappen verziert sind. Leider sind die aufschlußreichen Innenschriften zum Teil schon stark verwittert und bedürfen der Restaurierung. In der Kirche sind Magdalena Salome von und zu Steinkallenfels geb. Geyling von Altheim(1687-1719), ihr Gemahl Karl Kasimir von und zu Steinkallenfels (1662-1722), die Schwestern Anna Magdalena (1669-1727) und Anna von und zu Steinkallenfels (1675-1736), der letzte Steinkallenfelser Philipp Heinrich (1714-1778) und das Mitglied einer Seitenlinie, Karl von Holzhausen (+1779), beigesetzt.
Damit liegen hier allerdings nur die letzten Angehörigen dieses Geschlechts.
Noch ein Jahr vor der ersten Beerdigung in Abtweiler ließ sich Juliane Magdalena von und zu Steinkallenfels geb. Kötteritz (1642-1718) in Meisenheim, wo die Familie zwei Adelshöfe besaß, durch den lutherischen Pfarrer in der reformierten Schlosskirche beisetzen.
Offenbar wollte sich die Familie aber nicht von dem Wohlwollen des calvinistischen Pfarrers in Meisenheim, der sehr entgegenkommend war, abhängig machen, sodass Abtweiler zur Grablege wurde.
Die Evangelische Kirchengemeinde bemüht sich sehr um die Erhaltung dieses wertvollen Gotteshauses und hat deshalb im Frühjahr 1996 ein bautechnisches und kunsthistorisches Sanierungskonzept in Auftrag gegeben. Mit der Umsetzung wurde bereits begonnen, indem durch Auftragen eines Sanierungsputzes innen und außen der weitere Verfall gestoppt werden konnte. In einem nächsten Schritt sollen Restaurierungsarbeiten (insbes. an den Grabplatten) durchgeführt werden, wofür noch Unterstützung gesucht wird. Dass dieses Projekt des Schweißes der Edlen wert ist, davon können Sie sich durch einen Besuch überzeugen!