Historische Stätte
Protestantische Kirche Reiffelbach
Zwischen 1401 und 1441 muss in Reiffelbach eine Kapelle "Zum Heiligen Kreuz" erbaut worden sein.
Beschreibung
Zwischen 1401 und 1441 muss in Reiffelbach eine Kapelle "Zum Heiligen Kreuz" erbaut worden sein. Reiffelbach -politisch zum veldenzischen, später pfalz-zweibrückerischen Ausamt Meisenheim gehörig - wurde wie alle Gemeinden der Pfarrei Meisenheim von den Johannitern seelsorgerisch betreut. Diese enge Verbindung wirkte sich dann auch später bei der Einführung der Reformation nach 1526 und des Calvinismus nach 1588 aus. Auch von der Gegenreformation im Zuge der Eroberungskriege Ludwigs XIV. war Reiffelbach betroffen: 1684 nahmen die Franziskaner die ersten Taufen vor. Zu diesem Zeitpunkt war die Kapelle jedoch schon lange baufällig. Erst 1721 wurde der Neubau genehmigt und 1723 beendet. Prompt setzte ein erbitterter Kampf um die Benutzung ein. Während den Lutheranern von den Reformierten keine Probleme bereitet wurden, versuchten letztere, die Katholiken an der Verrichtung der Kasualien (Taufe, Trauung, Beerdigung) in der verfallenen alten Kapelle mit roher Gewalt zu hindern. 1757 waren über 55 % der Reiffelbacher reformiert, ein gutes Viertel katholisch und ein knappes Sechstel lutherisch.
Diese konfessionellen Probleme gehörten jedoch beim auf Kosten der Kirchenschaffnei Obermoschel 1849 durchgeführten Bau der heutigen Kirche der Vergangenheit an (der Vorgängerbau war bereits 1835 zum Abbruch versteigert worden). Reiffelbach gehörte - da die Glangrenze die alte Verbindung zu Meisenheim gekappt hatte - zur (1818 unierten) Pfarrei Gangloff und wurde mit dieser schließlich 1975 zu Odenbach geschlagen.
Die Kirche steht nicht im Dorf, sondern auf einem Hügel inmitten eines größeren Friedhofes am Ortsrand. Das Äußere ist vorwiegend im klassizistischen Stil gehalten. Der Turm ist an die Vorderfront der Kirche gestellt. Bei der Renovierung 1962/63 erhielt er eine neue Bekrönung. Dabei wurde auch der Innenraum sehr ansprechend ausgestaltet.
An einer Seite des Kirchenschiffes wird die goldverzierte Empore von drei Steinsäulen getragen, zwischen denen Bögen liegen. Der kastenförmige Altar ist genau gegenüber aufgestellt. Er ist in passender Naturholz-Rahmenbauweise gefertigt. Auch die Kanzlei ist aus Naturholz hergestellt. Sie hat einen Baldachin und ist goldfarben verziert. Ebenfalls aus Naturholz besteht der Umbau, mit dem die Orgel der Firma Oberlinger aus Windesheim versehen ist.
Über die Glocken ist ein vielseitiger Schriftwechsel erhalten geblieben: Weil die Kapelle baufällig geworden war, wurden die Glocken vom Turm genommen und von dem Kirchenschaffner in Meisenheim sichergestellt. Nachdem die Franzosen im Oberamt Meisenheim den katholischen Gottesdienst wieder eingeführt hatten, beschlagnahmten sie die beiden Glocken und überließen eine dem Franziskanerkloster in Meisenheim, die andere der katholischen Kapelle in Obermoschel mit der Zusage, beide nach Reiffelbach zurückzubringen. Vor dem Wiederaufbau der Kapelle wandten sich die Dorfbewohner daher erneut an die Regierung (1717) und baten um Rückgabe, zumal mittlerweile alle drei Konfessionen in dem Gotteshaus ihre Kasualien verrichten würden. Damals wurde offensichtlich die im Kloster in Meisenheim hängende Glocke zurückgegeben, während die Katholiken in Obermoschel nicht bereit waren, die bei ihnen befindliche auszuhändigen.
Es war zwischenzeitlich von dem pfalz-zweibrückischen Amtmann Freiherr von Schorrenburg ein Befehl zur Rückgabe ergangen, den die Reiffelbacher aber offenkundig verloren hatten. Sie griffen daher zur Selbsthilfe und versuchten mit Unterstützung des Kirchenschaffners Philipp Nikolaus Wernher, ihre Glocke mit Gewalt in Obermoschel zu holen. Diese Aktion gelang zwar, bekam den Dorfbewohnern aber nicht gut. Drei Ortsbürger mussten mehrere Tage im Turm verbringen, der Kirchenschaffner wurde "wegen Blödigkeit des Verstandes" 1721 (zunächst interimsmäßig) abgelöst und lebte bis zu seinem Tod in bitterer Armut. Außerdem musste die Gemeinde 50 Gulden Strafe und weitere 51 Gulden für die Unkosten zahlen.
Von den beiden heute im Turm der Kirche hängenden Glocken - die wie die Kirchenuhr der Orstgemeinde gehören - ist die eine reich verziert. Eine Inschrift gibt Auskunft über den Hersteller: "Gegossen von Joh. Georg Pfeifer, Kaiserslautern". Sie ist mit einem rundum laufenden Sternchenband geschmückt. 1952 wurde das Geläute eingeweiht.